Interview

Lean Management in der Logistik: Mit weniger mehr erreichen

Effizienz und Prozessoptimierung sind in der Logistik entscheidende Faktoren für den Erfolg. Lean Management hilft dabei, Abläufe schlank zu halten und Ressourcen gezielt einzusetzen. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Identifikation und Reduktion von Verschwendung. Die sieben klassischen Arten der Verschwendung spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Doch was bedeuten diese konkret, und wie werden sie vermieden? Darüber sprechen wir heute mit Marek Mrzyk, Leiter Lean Management bei FIEGE Schweiz.

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Was bedeutet Lean Management in der Logistik?

Lean Management in der Logistik verfolgt das gleiche Prinzip wie in der Produktion: Es geht darum, Verschwendungen zu identifizieren und zu reduzieren. Der Fokus liegt darauf, wertschöpfende Tätigkeiten von nicht wertschöpfenden zu unterscheiden. Gerade Letztere verursachen oft unnötige Kosten und Effizienzverluste. Durch methodische Ansätze kannst du diese Verschwendungen schrittweise minimieren.

Warum ist das Thema Verschwendung in der Logistik so relevant? 

Das Konzept der Verschwendungsreduktion stammt ursprünglich aus Japan, insbesondere von Toyota, die ihre Prozesse in schwierigen Zeiten optimieren mussten. Sie erkannten, dass Unternehmen oft einen Grossteil ihrer Ressourcen für nicht wertschöpfende Tätigkeiten aufwenden. Nach dem Pareto-Prinzip entfallen in vielen Unternehmen rund 80 % der Tätigkeiten auf nicht wertschöpfende Prozesse. Wenn wir nur die wertschöpfenden Tätigkeiten optimieren, bleibt die Effizienzsteigerung begrenzt. Konzentrieren wir uns jedoch auf die Eliminierung nicht wertschöpfender Tätigkeiten, können wir deutlich grössere Effizienzgewinne erzielen. Dieser Ansatz ist weltweit erfolgreich und wird von vielen Unternehmen adaptiert. 

Was sind die sieben klassischen Arten der Verschwendung in der Logistik?

  1. Transport: Unnötige Transporte von Waren, wie überflüssige Umlagerungen oder lange Transportwege innerhalb des Lagers. 
  2. Bestände: Zu hohe Sicherheitsbestände oder veraltete Waren binden Kapital und Ressourcen. 
  3. Bewegung: Unnötige Bewegungen von Mitarbeitenden oder Maschinen, z. B. weite Wege beim Kommissionieren. 
  4. Warten: Verzögerungen durch ineffiziente Prozesse, fehlende Materialien oder langsame IT-Systeme. 
  5. Überproduktion: Vorbereiten oder Verpacken von Waren, die noch nicht benötigt werden. 
  6. Fehlproduktion: Fehlerhafte oder beschädigte Waren, die nachgearbeitet oder entsorgt werden müssen. 
  7. Unnötige Prozesse: Mehrfachprüfungen oder manuelle Dateneingaben, die durch Automatisierung ersetzt werden könnten. 

Es gibt noch eine weitere Verschwendungsart – gewissermassen eine achte Art. Darauf werde ich später noch eingehen.

Transport

Unnötige Transporte von Waren, wie überflüssige Umlagerungen oder lange Transportwege innerhalb des Lagers.

Bestände

Zu hohe Sicherheitsbestände oder veraltete Waren binden Kapital und Ressourcen.

Bewegung

Unnötige Bewegungen von Mitarbeitenden oder Maschinen, z. B. weite Wege beim Kommissionieren.

Warten

Verzögerungen durch ineffiziente Prozesse, fehlende Materialien oder langsame IT-Systeme.

Überproduktion

Vorbereiten oder Verpacken von Waren, die noch nicht benötigt werden.

Fehlproduktion

Fehlerhafte oder beschädigte Waren, die nachgearbeitet oder entsorgt werden müssen.

Unnötige Prozesse

Mehrfachprüfungen oder manuelle Dateneingaben, die durch Automatisierung ersetzt werden könnten.

Ich möchte noch etwas genauer auf die fünfte Art der Verschwendung eingehen, die Überproduktion. Kannst du ein konkretes Beispiel in der Logistik nennen?

Ein klassisches Beispiel ist die vorzeitige Fertigstellung von Lieferungen, die erst später benötigt werden. Oft werden Ressourcen darauf verwendet, Bestellungen komplett vorzubereiten, obwohl eine Teillieferung ausreichen würde. Dadurch werden Arbeitskapazitäten unnötig gebunden. Eine bedarfsgerechte Planung hilft, solche Effizienzverluste zu vermeiden.

Du hast eine achte Verschwendungsart erwähnt – um was handelt es sich dabei?

Ein oft unterschätzter Faktor ist die ungenutzte Kreativität der Mitarbeitenden. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind täglich in die Prozesse eingebunden und haben wertvolle Verbesserungsideen. Indem wir sie aktiv in die Prozessoptimierung einbeziehen, können wir innovative Lösungen entwickeln und weitere Effizienzsteigerungen realisieren.

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Ein oft unterschätzter Faktor ist die ungenutzte Kreativität der Mitarbeitenden. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind täglich in die Prozesse eingebunden und haben wertvolle Verbesserungsideen.
Marek Mrzyk
Leiter Lean Management
FIEGE Schweiz

Welche Massnahmen ergreifen wir bei FIEGE Schweiz, um Verschwendung zu minimieren?

Wir setzen auf ein strukturiertes Projektmanagement. Jedes Jahr planen wir Optimierungsmassnahmen gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden. In interdisziplinären Teams analysieren wir Prozesse und identifizieren Verbesserungspotenziale. Durch diese systematische Vorgehensweise steigern wir kontinuierlich unsere Effizienz.

Gibt es bestimmte Methoden oder Technologien, die helfen, Effizienzsteigerungen zu erreichen?

Eine der wichtigsten Methoden ist eine umfassende IST-Analyse. Hierfür eignet sich besonders die Wertstromanalyse. Dabei betrachten wir Materialflüsse, Buchungen und administrative Prozesse im Detail. Auf dieser Basis lassen sich systematisch Checklisten und Massnahmenpläne entwickeln, um Verschwendungen zu reduzieren. Dieses Thema nehmen wir gerne in einem weiteren Gespräch auf.

Das klingt spannend! Dann freuen wir uns auf das nächste Gespräch. Vielen Dank für deine Zeit, Marek!

Ich bedanke mich ebenfalls für das Interview und bin gespannt auf das nächste Mal.

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